17.10.09 LVZ zum 30. Chorjubiläum

„Nur frisch, nur frisch gesungen …“

Frauenchor Leipzig-Süd schlägt seit 30 Jahren die Noten auf

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, wusste der Philosoph Friedrich Nietzsche. Während jener den Ton eines Dudelsacks zum Glücklichsein favorisierte, genügt für die 25 Sängerinnen des Frauenchors Leipzig-Süd die eigene Stimme. Das war erneut am Sonnabend zu erleben, als sie aus Anlass ihres 30-jährigen Chorjubiläums zusammen mit ihren Geburtstagsgästen – dem Frauenchor Reichenbach unter Leitung von Wolfgang Horlbeck und dem Volkschor Taucha mit Chorleiterin Katrin Gerstner – in der Alten Börse vor gefülltem Saal eine zweistündige
Probe ihres Könnens gaben. Die munteren Damen sangen neben dem Lied „Frisch gesungen“ von Friedrich Silcher und Adelbert von Chamisso auch bekannte Liedsätze von Schumann, Brahms, Mendelssohn Bartholdy und Hugo Distler.
Etwa 15 Auftritte bestreitet das Ensemble mit seinem Chorleiter Helmut Werler im Jahr. Traditionelle Auftrittsorte sind Senioren- und Pflegeheime wie das Leipziger Altenheim „Marthahaus“, Kirchen oder Bühnen unter freiem Himmel bei Stadt-, Sänger- und Volksfesten. Zu den Höhepunkten zählte immer wieder das Foyersingen des Leipziger Chorverbandes zur Adventszeit im Gewandhaus. Unvergesslich bleiben den Chorfrauen die Auftritte am Leipziger Schillerhaus, die Uraufführung der vom Chorleiter im Paul-Gerhardt-Jahr komponierten Choralmotette
„Befiehl du deine Wege“ in der Kirche Leipzig-Wiederitzsch oder der Auftritt zusammen mit dem Reichenbacher Frauenchor auf der sächsischen Landesgartenschau. Jeden Montag hat Chorleiter Werler seine liebe Not, die nötige sittliche Reife bei seinen Damen einzufordern, damit das Einsingen gut über die Bühne geht. „Nein, nein, spacha, pui, pui, pui, pui“ heißen die Chorlaute, aber die Damen haben sich schließlich eine Woche lang nicht gesehen, da gibt es einiges andere zu schnattern. Werlers Sanktionsmöglichkeiten sind gering. Mehrmals mahnt er dann: „Das Einsingen
ist eine ernste Sache. Und ich finde, die artet jetzt aus!“ Die Frauen wundern sich: „Ohren hat der!“ Werler pariert: „Dafür bekomme ich mein Geld. Oder wollt ihr einen tauben Chorleiter?“ Der ironisch-verbale Schlagabtausch zwischen Sängerinnen und Chorleiter gehört zum Frauenchor Leipzig-Süd wie die von Werler vertonte Sachsenhymne der Mundartdichterin Lene Voigt. „Unser Ziel ist es, ein möglichst vielseitiges und interessantes Repertoire mehrstimmig einzustudieren und das möglichst gut zu singen“, bringt der Berufschorsänger, der den Frauenchor
seit 1981 leitet, sein künstlerisches Konzept auf einen einfachen Nenner. Das rege Chorleben allerdings ist bei der Vereinsvorsitzenden Hannelore Günther in den besten Händen. Frischling im Chor und zugleich die Jüngste ist mit 22 Jahren Julia Fröhlich. „Mir gefällt es gut hier, ich wünschte mir nur noch ein paar Gleichaltrige dazu“, sagt die Studentin der Japanologie und Sinologie. Nach ihrem Japanaufenthalt im nächsten Jahr will sie ganz gewiss in den Chor zurückkehren. Lufthansa-Flugbegleiterin Karin Gilbert, 36, hält seit zwölf Jahren trotz unregelmäßiger Dienstzeiten ihrem Chor die Treue. „Ich war früher im Schul- und im Kirchenchor, aber hier gefällt es mir am besten – die Frauen sind klasse und das Repertoire ist bunt gemischt.“ Edith Schelle gehört
mit 78 Jahren mit zu den den Ältesten. 16 Jahre lang singt die gelernte Hebamme schon im Sopran. Ihre Motivation: „Singen macht einfach nur Freude und gehört zu meinem Leben!“ Jutta Donat


Quelle: LVZ

(C) 2005 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken